dass sie gegenüber diesen Herausforderungen vollkommen unwirksam ist. In den meisten Mitgliedsländern stagnieren die Wachstumsraten und die enormen Lebenshaltungskosten tragen zum verbreiteten Missmut der Europäer bei. All dies bestimmt die Basisfaktoren des psychologischen Klimas. Auf diese Weise haben große visionäre Projekte keine Erfolgschance!

Der Verfassungsvertrag ebenso wie der Lissabonvertrag waren genau diese Art visionärer Projekte, die gegenüber der Europäischen Union ein Klima von Vertrauen und von Zufriedenheit voraussetzen! Wir müssen uns aber mit der offensichtlichen Tatsache vertraut machen, dass dieses Klima nicht existiert. Die galoppierende Unzufriedenheit ist ein Faktor ersten Ranges, der mutige Verfassungsprojekte vereitelt.

Verfassungshistoriker wissen nur zu gut, dass Verfassungen dann proklamiert werden, wenn das Volk einen solchen Akt wünscht (sie sprechen vom „Verfassungsmoment“) oder aus Überrumpelung. Seit 2000, also in den vergangenen acht Jahren hat es nie einen solchen „Verfassungsmoment“ gegeben.

Die öffentliche Meinung aber mit einem Überraschungscoup zu überrumpeln, hätte überhaupt keine Chance gehabt. Um unsere Projekte durchzusetzen, hätten wir den Europäern die Dringlichkeit unserer konstitutionellen Reformen erklären müssen und das ist unmöglich, ohne dass sich die Europäer mit Europa neu versöhnen.

Die „Wiederversöhnung“ hat ganz einfach nicht stattgefunden. Die jüngsten Meinungsumfragen in verschienen Ländern der Union (einschließlich Frankreichs) haben nichts Tröstliches an sich.

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