Juli 2017 

"nun, wo ich am Rechner sitze, kann ich auch die Fotos richtig sehen und bin begeistert,
eine Wandel- und Wanderpyramide! ... Eine Bücherkapsel für die Zukunft! Gratulation!
Es blicken auch alle Beteiligten beglückt"
(Oskar Ansull, 3. 7. 2017)

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Hannah Arendt Bibliothek,

wann und wo, aus welchem Anlass „blicken wir beglückt“ ? Was entzündet und was erstickt
Begeisterung ? Was bleibt von ihnen, diesen halböffentlichen Fotos im Netz?

Ja, diese ungewöhnlich skulpturierte Lesekapsel löste Begeisterung bereits vor dem
„kalifornischen Zeitalter“ aus, zumindest nördlich der Alpen. Kristallin-ziseliert, als
mathematische Form (Hexagon) und warm wie eine Holzschnitzerei aus Marokko, so zeigte
sie sich, die erste afrikanische Bücherpyramide, bereits vor vielen Jahren auf dem Masala-
Fest in Hannover:

http://www.ha-bib.de/bilderserien/neu_beginnen/neu_beginnen01.html

Als sie dann noch Räder bekam und lichtdicht abschliesbar wurde, war kein Halten mehr.
Kinder, die ja sonst alles in Unordung bringen ... begannen das geheimnisvolle Möbel wie ein
Versteck zu nutzen. Sie verschwinden in den inneren Regalen und andere rollen sie durch die
Bibliothek. Wenn sie die Pyramide wieder öffnen, aus ihrem Refugium heraustreten, bietet
sich ihnen ein verwandelnder, neuer Blick ! Erwachsene Besucher, Leser oder gar
Kulturveranstalter reagieren anders, sie lassen sich gerne, Seite an Seite, mit der kaum
menschengrossen Attraktion fotografieren ...

Noch bevor wir derartige Spezialbibliotheken aus den hannoverschen Immigranten-
Communities als "Hannah Arendt Bibliothek Hannover" zusammenführten (ab 2005),
entstand das "Nordafrika-Projekt", zunächst als kleiner Handapparat der Migranten. Ein Ort
der Aktion, der Dokumentation und der Beratung: nach und nach trugen Franzosen, Araber,
Eziden, Kurden, Berber, Senegalesen oder Griechen zur Bibliothek bei, so als setzten unsere
Sammlungen Jahressringe an, sie wurden nach und nach zu einem Begegnungsort für
Interessierte und eine „Projektbibliothek“ im erweiterten Sinne der Themenbibliotheken
Eva Eichhorns (Bad Honnef 2009).

Dort aber, wo in den frühen 90iger Jahren die Idee zur bibliothekarischen Selbsthilfe entstand,
im afrikanisch-marokkanischen Rif war auch zu Beginn des 21. Jahhundert keine "Zukunft
des Lesens" zu besichtigen. Es herrschten noch immer Katzen, Ziegen und Hunde, die in ihrer
gnadenlosen Spontaneität Lehrbücher, Lexikas und schöne Literatur vernichteten ... Mehdi
Charif beschreibt dieses Elend in seinem Roman "Thé au Harem d'Archimède" (Paris 1983)...
und lässt selbst noch in den Türmen der Pariser Vorstädte zwischen Salon und Küche unruhig
hin- und her flatternde Hühner auftreten ... aber eben: dieser Schock bidonvillehafter
Unmöbliertheit war es, die meine "Rettungsidee" provozierte ...

https://www.filmpodium.ch/film/167122/le-the-au-harem-darchimede
https://charybde2.wordpress.com/2017/01/23/note-de-lecture-le-the-au-harem-darchi-ahmed-mehdi-charef/

Erst im 2. Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts änderte sich im „globalen Süden“ dann doch
Einiges, die Russen hätten von "Tauwetter" gesprochen, in Tunis hiess das Phänomen
"Frühling". Die mazirisch-berberischen Medien berichteten nun nicht mehr nur über
Repressionen, über den "Schwarzen Frühling der Kabylei", plötzlich war man überrascht und
stolz, dass ein junger Künstler aus dem abgelegenen Al Hoceima für seine Holzskulpturen in
Marrakech
ausgezeichnet worden war.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10207914409718992&set=t.1259086116&type=3&theater

Und noch einen hierzulande kaum beachteten Wendepunkt gab es: Als mich die Nachricht
vom Ende der Zensur im Königreich erreichte und Mohamed Choukri's Roman "Das nackte
Brot“ (Nördlingen 1986) nicht mehr nur ein englisches, französisches oder deutsches
Literaturereignis blieb, als der aufwühlende Text wieder im marokkanischen Buchhandel
erhältlich war, konnte ich den Impuls, die Arbeit an der Buch- und Migratenpyramide wieder
aufzunehmen, nicht mehr abweisen. Neue Begegnungen galt es zu organisieren für Autoren,
Vertreter der Kulturvereine, Dozenten, Funktionäre, regionale Schulverwaltungen oder
Bürgermeister. Hannover wurde jetzt ein Ziel der Marokkaner und wir erhielten umgekehrt
Einladungen zu Gegenbesuchen. Im Hin- und her des Kulturaustausches zwischen
Casablanca, Fès, Tunis, dem Rif, der Kabylei und Hannover entwickelte Fettah Diouri vom
pavillon Hannover das „Arabische Theatertreffen“, während wir der Frage nachgingen, wie
sich ein besserer Umgang mit Spracherwerb, Projekt-Themen und Medienrecherche
herausbilden könnte.

Im Folgenden zeige ich an 4 jüngst besuchten marokkanischen Bibliotheken einige Probleme
des co-develloppement auf: vor welchen höchst unterschiedlichen Herausforderungen stehen
wir eigentlich, wenn es oft noch um den Übergang von der Oralität in die Schriftlichkeit geht,
um klassische Manuskriptkultur, um synkretistische Sprachvermischungen im Netz oder um
die praktische Gründung einer Sammlung bzw. um den eklatanten Personalmangel, der es
verunmöglicht, derartige Wissenbestände zu zeigen und benutzbar zu machen ?

(1) Fès : Das Flaggschiff und die Mutter aller marokkanischen Bibliotheken ist die
Handschriftensammlung der Karaouine-Universität. Die Karaouine wurde im 8. Jahrhundert
als eine der ältesten heute noch bestehenden Universitäten lange vor der Uni Bologna (1088)
gegründet. Hier findet man Werke Ibn Al Arabis, Ibn Khaldouns oder Moses Maimonides im
Original. Von Fès und seinem frühen Wissen tief beeindruckt, übergaben wir (kurz nach
unserer Eröffnung als „Hannah Arendt Bibliothek“) dem damaligen Bürgermeister der Stadt
eine kaum bekannte, aber hervorragende arabische Übersetzung von Lessings "Nathan der
Weise" (Jerusalem/Al Qods 1932). Wir hoffen immer noch, dass uns von dieser wunderbaren,
jüngst restaurierten Bibliothek der Eingang und die Nützlichkeit unserer Schenkung bestätigt
wird ....

http://www.ha-bib.de/debatte/texte/Nathan_der_Weise_1779_arabisch_1932.pdf

http://www.manumed.org/fr/bibliotheque_mediterranee/11-
bibliotheque_de_l_universite_al_quaraouiyine_a_fes.htm#


http://www.archimag.com/bibliotheque-edition/2016/07/05/plus-vieille-bibliotheque-monde-
ouverte-public

(2) Ait Chiker (Rif, Nord-Marokko): in einem der bekannteren Dörfer des Landes wurde vor
wenigen Monaten die "Mohamed-Choukri-Bibliothek" eröffnet. Dies ein aktueller Versuch
des Kultusministeriums, Bildung und Literatur dort zu verbreiten, wo noch vor wenigen
Jahrzehnten herzzerreißend gehungert wurde. Es ist erstaunlich, dass der Gemeinde Ait
Chiker eine derartige Bibliothek gewährt wurde, dort, wo doch der Roman „Das nackte Brot“
seinen gewaltförmigen Ausgang nimmt. Es bedeutet viel, dass der Ort des skandalösen
Geschehens nicht mehr aus dem nationalen Gedächtnis getilgt werden kann. "Nation-
Building" als schmerzhafter Prozess der Anerkennung von Wirklichkeit ...

https://www.babelio.com/users/AVT_Mohamed-Choukri_6425.jpg

Und so ist es vielleicht eine glückliche Fügung gewesen, dass mich die gleiche Rif-Gemeinde
während der 80iger Jahre mit ihrem eklatanten Mangel an Privatbibliotheken zum Konzept
des afrikanischen Bücherturms inspirierte. Dass dort (und in den „banlieue“ der Metropolen)
verlorene Lernmittel von den Ziegen gefressen werden, habe ich nie ganz geglaubt, derartige
"Nachrichten" verwiesen aber auf nackte Behausung, auf klaffenden Mangel und fehlende
Gerechtigkeit. Heute dient diese tatsächlich arbeitende kommunale Bibliothek von Ait Chiker
verliebten (und anderen) Schülern und Schülerinnen dabei, sich fern der elterlichen Aufsicht
zu treffen und/oder Hausaufgaben zu erledigen, ohne vom durch den Raum flatternden
Federvieh belästigt zu werden !

https://www.filmpodium.ch/film/167122/le-the-au-harem-darchimede
http://www.post-scriptum.org/03-07-quand-la-traduction-libere/.
http://www.bibliomonde.com/auteur/mohamed-choukri-98.html

(3) Al Hoceima (Rif): literarische und künstlerische Kontrabande haben ihre produktiven
Orte, Al Hoceima ist so ein Ort. In einer winzigen Buchhandlung, der ich noch heute dankbar
bin, erwarb ich hier Salem Chakers „Berbères d’aujourd’hui“ bereits unmittelbar nach seinem
Erscheinen (1988), ohne zu ahnen, dass Bürger dieser Stadt viele Jahre später die
künstlerisch-praktische Innenausstattung für den mittelmeerisch-afrikanischen Salon,
vielleicht auch für besser ausgestattete Schulklassen produzieren würden. Es war ein
Vergnügen, auf den bereits erwähnten Bildhauer (Designer) Abdelhalim Sammar zuzugehen
und mit ihm und seiner Familie abzusprechen, wie in seiner Werkstatt die erste
Medienpyramide auf afrikanischem Boden enstehen könnte: wiederum kristallin, hexagonal
und in warmen Tönen. Diese sieben Tage gemeinsamer Arbeit begeisterten uns alle. Als
„prägende Zugabe“ und als Lernprogramm das berberische Alphabet, diesmal jedoch nicht
mithilfe von Schablonen in's Holz gebrannt (nach dem Vorbild aus der Hannah Arendt
Bibliothek) sondern als komplette Tifinagh-Kalligraphie des Künstlers als Ergebnis.

Die Kulturvereine Al Hoceimas nutzen diese 2. Pyramide auf Konferenzen oder bei
Freilichtveranstaltungen, ähnlich wie wir es uns in Hannover angewöhnt hatten. Und so
wanderte das gute Stück nach und nach aus den privaten Räumen der Erbauer in das
Kulturzentrum der Stadt, genauer: in den abschliessbaren Vereinsraum einer dort ansässigen
Theatergruppe. Eine höchst spannungsreiche Situation: Sozusagen „Wand an Wand“ könnte
unsere Pyramide mit der staatlichen Bibliothek eine belebende „Wissensosmose“ eingehen.
Sie ist zwar Teil der mazighischen Kulturbewegung geworden, wird auch im öffentlichen
Raum als Medienspeicher von dieser genutzt, hat aber in der immer noch viel zu steril
wirkende staatliche Bibliothek keinen Platz gefunden, entfaltet keine inspirierende Wirkung
im Hinblik auf die Aneignung der vorhandenen Sammlung und Texte ....

Unsere Nachfragen vor Ort zeigten auch in Al Hoceima: „Zivile Gesellschaft“ ist von
"staatlichem Investment" streng getrennt, beides existiert, aber ohne sich zu unterstützen. Gibt
es aber tatsächliche Projektförderungen, ist der Korruptionsvorwurf (berechtigt oder
unberechtigt) – gerade auch innerhalb der Vereine - schnell bei der Hand... und das ist nicht
nur im Rif zu spüren, sondern auch in vielen anderen Bereichen der marokkanischen
Gesellschaft:

https://www.facebook.com/Thifswin.Theatre/photos/t.1259086116/1832053240371445/?
type=3&theater

https://www.facebook.com/Thifswin.Theatre/photos/a.1416250208618419.1073741827.
1416237631953010/1912472368996198/?type=3&theater

(4) Fès-Meknes : Im Herbst 2014 haben wir der „Académie Régionale de l'Education et la
Formation professionnelle“ (AREF) die Produktion unserer „Pyramide des Wandels“
vorgeschlagen: als Pilotprojekt für alle Schulen der Region Fès-Meknes ... Die Werkstätten
der Akademie produzierten eine höchst beeindruckendes Modell und präsentierten dieses bei
einem improvisierten Fototermin im April 2017. Die Überraschung ergab sich aus den
Veränderungen unserer Pläne von 2015. Wie nach einem längeren Reifungsprozess
(„Marokkanisierung“) bekam ich Folgendes zu Gesicht: unkompliziertes, buntes Dekor
verteilt sich locker als lateinische, berberische und arabische Buchstaben über die Oberfläche
eines einzigen, gestrengen Möbels ! Es ist nicht zu verkennen: jetzt soll ganz allgemein die
Lesekultur gefördert werden. Das ist wunderbar. Alle Marokkaner (arabophon, frankophon
, oder berberophon), ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene werden eingeladen zu den
pyramidal geschützen Büchern zu greifen !

Vergleicht man diese 3. Pyramide mit dem hannoverschen Ur-Modell, fällt auf, dass die
Alphabetisierungs-Lernprogramme im Hinblick auf den Spracherwerb reduziert sind, sie zeigt
nicht Alphabete sondern einzelne Buchstaben wie Dekor. Auch tritt der Bezug zur
Mathematik (vom Hexagon zur Geometrie) in den Hintergrund. Die retraditionalisierenden
Architektur-Details wie Sockel, imponierende Höhen-Erweiterung und krönende Kugel
ordnen die Pyramide von Fès vielleicht sogar einem der grossen Stadtpaläste zu. Und doch
hat die „AREF“ unsere Grundidee erhalten. Das Möbel überrascht mit seiner
Ungezwungenheit, in der es die 3 Kultur- und Sprachebenen des Landes miteinander
verbindet. Wie über die Oberfläche ausgegossen sehen wir bunte und bewegte Buchstaben,
Berberisch, Lateinisch und Arabisch, so, dass sich niemand benachteiligt fühlen kann.

Die Pyramide von Fès befindet sich heute im ausserschulischen Kulturzentrum "Oum
Ayman", ein soziokulturelles Zentrum im Herzen der Stadt (nahe dem "Place de la
Résistance", ehemaliges "Lycée Mixte"), genauer: sie ist hier Teil einer wunderbaren
Bibliothek (7000 Bde.) geworden. Und dennoch drückt sie (bis jetzt) nur die allgemeine
Misere staatlicher Einrichtungen aus. Lektüre ist eben dann nicht möglich, wenn Pyramide
und Bibliothek permanent geschlossen bleiben, öffentlich gar nicht zugänglich sind. Beide
ereilt das gleiche Schicksal wie die anderen der in „Oum Ayman“ vorgesehenen Aktivitäten
(Film, Theater, Malerei, Musik): Man stellt zwar ein altes Schulgebäude zur Verfügung, setzt
einen Direktor und einen Hausmeister ein und wartet irgendwie auf „die Zivilgesellschaft“.
Das, was (ähnlich wie in Al Hoceima) nottut, sind „Föderationen“, Assoziationen, die vom
Staat mental nicht abhängig sind und die sich selbst und andere tatsächlich zu kultureller
Praxis antreiben
.

http://adafes.com/galerie/oeuvre.php?id_img=70

Die Weltbank nennt derartige Animation das „immaterielle Kapital“, Kapital, das Marokko
bis heute kaum imstande ist aufzubauen. Erst wenn die Kulturverwaltung die Ansätze zur
Selbsthilfe erkennt, zulässt und fördert, entstehen die Projektebeschreibungen, die die
Aufgaben moderner Animateure, Dozenten und Fachkräfte benennen können. Die Erkenntnis,
dass dem Land nicht nur mit Tanger-Port, Solar-, Auto- und Rüstungsindustrie gedient ist,
dass ungeachtet der industriellen Nützlichkeiten der "Rohstoff" der Globalisierung "die
beglückende Begegnung" ist, all das hat sich im Bewusstsein der Entscheider noch nicht
durchgesetzt. Ob derartige föderatif-produktive Begegnungen aber gelingen, das wiederum
hängt von den tatsächlichen Lernprozessen der beteiligten Menschen ab.

https://www.facebook.com/FabLabLamainALapate/photos/a.
1951819361717728.1073741829.1735812563318410/1951828375050160/?type=3&theater

https://drive.google.com/drive/folders/0BxkdUUwZnLtSUW5aNTgtRWpwUkE

https://www.facebook.com/printempsdesciencesFES/photos/rpp.
1655777784693672/1804621073142675/?type=3&theater

http://www.banquemondiale.org/fr/country/morocco/publication/morocco-economic-
memorandum-2017

http://amazigh24.ma/mimoun-charqi-les-armes-chimiques-utilisees-sur-le-rif-ont-des-effets-
cancerigenes-et-mutagenes/

Vielleicht ist die marokkanische Bildungswelt den "begeisternden Zeichen der Welt" viel
näher als die Europäische, das macht sie auch für Lernprozesse in Deutschland wichtig und
bedeutsam. Es sollte auch in Deutschland/Niedersachsen aufgenommen werden, wie unsere
Partner jenseits des Mittelmeeres zwischen den Sprach- und Kulturebenen hin- und her
"switchen". Wie sie aber auch mit der Phantasiewelt der traditionellen Symbolsprachen
umgehen. All das ist für eine Globalisierung auf Augenhöhe nützlich und interessant. Unser
Anstoss könnte ein Eigenleben enwickeln ... und dabei den allzu langsamen offiziellen
Reformen diesseits und jenseits des Mittelmeeres Tempo und innovative Kraft verleihen.

Die Entwicklung der Weltkommunikation braucht das Wissen in beide Richtungen, in die der
Moderne und in die der Tradition. Die zukünftige(n) Weltsprache(n) setzt (setzen) ein
erweitertes phonetisches Alphabet voraus. Nordafrikas Beitrag - und damit auch des Rif -
könnte die Beherrschung der mazighischen, der arabischen und der lateinischen Schriftform
als dreifachem Träger von drei offiziellen Sprachen werden. Dieser Reichtum an Zeichen,
Bedeutungen und Bilderfahrungen sollte so erlernbar gemacht werden, dass in Fès und in
Hoceima besserer Ansätze für die Weltkommunikation gefunden werden, Ansätze, die das
unglaubliche Universum menschlicher Phoneme (phonetisches Alphabet) für alle verstehbar
und nutzbar machen.

http://www.ircam.ma/sites/default/files/ecoleamazighe/AlphabetTifinaghe/Alphabets.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Unicode

Sofern die Unruhe der afrikanischen Bevölkerungen als dringliche Begeisterung in Zeiten des
Übergangs aufgegriffen würde (z. B. in einer Politik der Runden Tische) könnte die sozio-
linguistische Forschung und das Programmieren der phonetischen Zeichen/Aphabete (im
Sinne der Unicode-Inc.) dabei helfen, neue Paradigmen internationaler Kooperation
einzuführen. Und das meint dann auch: nicht-virtuelle Erfindungen zur Gestaltung der
schulischen Klassenräume, der Wohnungen (mit und ohne Salon) oder der Kulturzentren zu
entwickeln, ihre Eröffnung als tatsächliches Fest der Offenheit zu begehen, selbst dann, wenn
der universelle Sinn zunächst noch undeutlich ist. All das sind eigene Beiträge zur civil
society und zur Völkerverständigung, Beiträge, die (nicht nur) Nordafrika zu einer Region
sinnvoller Innovationen machen, sei es nun in Beni Chiker - Hoceima, in Fès-Mèknes, in
Hannover/Niedersachsen, eigentlich an jedem anderen besiedelten Ort, aber eben: als
begeisternder Aufbruch.

http://www.ha-bib.de/debatte/texte/norddeutscherundschau.pdf

http://telquel.ma/2017/05/28/revendiquent-les-militants-du-hirak-dal-hoceima_1548373

http://www.banquemondiale.org/fr/country/morocco/publication/morocco-economic-
memorandum-2017

http://www.unicode.org/standard/standard.html

 

Beste Grüsse,

Walter Koch

Hannah Arendt Bibliothek Hannover
Schaufelderstr. 30
G-30167 Hannover

Tel.: 0049 (0)511 7000155
bib@ha-bib.de
www.ha-bib.de

 

Literatur:

- Lessing, Gotthold E., Nathan al Hakim (Nasr Al Haddad), Jerusalem/Al Qods 1773/1932

- Mauss, Marcel, Essai sur le Don, Forme et raison de l'échange dans les sociétés
primitives, Paris 1923/24, (deutsche Ausgabe : Die Gabe, Frankfurt/Main 1990)

- Gramsci, Antonio, Studie über vergleichende Sprachwissenschaft, in: ders.,
Gefängnisbriefe II Briefwechsel mit Tatjana Schucht 1926-1930, Hamburg 2008.

- Charif, Mehdi, Thé au Harem d'archimède, Paris 1983

- Choukri, Mohamed, Das nackte Brot, Reutlingen 1986

- Chakar, Salem, Berbères Aujoud’hui, Paris 1988

- Koch, Walter, Warum Nordafrika Bibliothek ? (MS) Hannover 1992

- Debbah, Zoubir; Dornis, Daniel; Koch, Walter; M’hamed Sadoune, Villinger, Irene, La
Pyramide Berbère (MS), Hannover 1995

- Koch, Walter, « Heidebach » ou la transformation de l ‘Afrique du Nord, in: Berbères
Actualités, numéro spécial « 20 ans Printemps Berbèrs », Paris 2000

- König, Mareike, Bibliotheken deutscher Einwanderer in Paris (1850-1914): Benutzer
und Bestände, Berlin, 2007

- Eichhorn, Eva, Themenbibliotheken als spartenübergreifendes Phänomen?
Ein bibliothekstypologischer Versuch, 2009

- Heuer, Wolfgang, Föderationen - Hannah Arendt’s Grammatik des Gründens.
Hannover 2016

- Banque Mondial, Le Maroc à l’horizon 2040 : Investir dans le capital immatériel pour
accélérer l’émergence économoque, Rabat 2017

- Jamai, Aboubakr, Aufstand in Al Hoceima. In Marokko fordern junge Demonstranten
seit Wochen konkrete Verbesserungen, für die Rif-Region, in: Le Monde Diplomatique,
Jg. 23 no. 7 , Berlin 2017