November 2015

Liebe Freunde, liebe Freundinnen der internationalen Bibliotheken Hannover,

ich wende mich an Euch, nachdem uns gestern die französische Gemeinde auch in Hannover am Opernplatz zusammengeführt hat. Wir schließen uns ihrem Protest und ihrer Trauer an. Erkennbar wird eine Abwehr gegen eine Zivilisten und Unbewaffnete treffende, pseudo-militärische Gewalt. An der Seite unserer französischen Freunde gedenken wir der unschuldigen Opfer dieser gigantischen Mord-Aktion.

Der sich seit längerem abzeichnende Übergang von Schwerkriminalität zum blutigen Einfall eines angeblichen Staates (IS) i n Frankreich kann nur dann rückläufig gemacht werden, wenn wir durch gemeinsame, sinnstiftende Reformen und international wirkende Anstrengungen die Rekrutierung für "failed states" verunmöglichen. Herrschafts- und gewaltfreie Kommunikation, ja entschlossene Freundlichkeit werden in der Öffentlichkeit wieder den hegemonialen Stellenwert bekommen, der es Menschen auch in Zukunft erlaubt, sich angstfrei in die Augen zu schauen, egal ob sie Syrer, Koreaner, Israelis, Amerikaner, Chinesen, Palästinenser, Argentinier, Griechen oder Sachsen sind !

Die Verdoppelung von Bürgerkriegen durch Suizid-Attentäter kann nur durch eine Internationalisierung demokratischer Bildungs- und Staatsbildungsprozesse beantwortetet werden.

Gerade die großen Revolutionen des neuen Jahrzehnts (Arabische, Iranische oder Chinesisch-Afrikanische Tauwetterperioden) haben ihre diktatorischen Gegner, die heute wieder in den Staatskanzleien sitzen. Die populistischen Desperado-Gegner des friedlichen Zusammenlebens, die sich eben auch in aktive Mörder verwandeln, sollten nicht nur von unserer Außen- und Sicherheitspolitik bekämpft und marginalisiert werden.

Wenn wir in unseren Bibliotheken und "Kommunikationskanälen" mehr zuhören würden, wenn wir überlegte, nicht routinierte Antworten suchen würden, wären wir in der Lage, die unsinnige Legitimierung von Gewalt in kulturellen Gegenentwürfen der Demokratie zu entkräften.

Derartige kommunikative Anstrengungen der Vernunft haben ihre Begegnungs- und Entstehungsorte: in den "Vorstädten", auf den Strassen und Plätzen Europas, an den weltweit verfügbaren "Endgeräten" sowie, ja sicher !, in den Bibliotheken Niedersachsens ....

Es gibt Menschen, die trotz ihrer Wunden sprechen wollen. Hören wir und prüfen, ob unsere Argumente einen Weg zeigen.

Walter Koch