14.09.2008

Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Hannah-Arendt-Bibliothek,

die eine schreibt, der andere jubiliert und der dritte hinterlässt uns ein Vermächtnis. Noshin Sharokhi also bereichert unsere Bibliothek mit ihrem Roman, Klaus Dieter Brunotte gaunert sich durchs Leben, Oskar Ansull pfemfert im Museum des Sozialismus und Bronislaw Geremek hinterlässt eine Initiative zum Weltparlament. Wir möchten Euch darauf aufmerksam machen, dass all das nicht zusammenpasst und doch den klassischen Regeln des Dramas folgt: An einem Ort, zur gleichen Zeit inszeniert Ihr Eure Aktion --- Ihr lasst Euch zum Gespräch bitten, lebendig oder tot, versammele ich Euch in meinem newsletter, wenn ich den tödlichen Autocrasch bei Posen, die Frauengenerationen Irans, die SPD-Katastrophe von 1914, den allgemeinen Herzens- und Schweinediebstahl in der Regie von Brunottes Laudatorin Heike Fliess, aber auch die weltföderierten Bibliotheken, wie bunt gespannte Wäschestücke, ins Netz stelle:

klaus dieter brunotte

Günstig zum diebstahl

ich klau dein herz
dein wäschestück
da draussen auf der leine
zeitig zum märz
bin ich zurück
und klaue deine schweine

aus: gaunerzinken 1995

Als Hintergrundgeflüster zum osteuropäischen Tiflis Drama hörten wir am 1. 09. Joachim Perels und Oskar Ansull: Theodor Lessings Tod am 31. August 1933 in Marienbad nahmen sie zum Anlass, den Blick auf die Jahre um 1912 zu lenken.

1914 schieden sich noch die Kriegs- und Friedensgeister und manche, die im August noch glühend auf die Schlachtfelder zogen…, waren im folgenden Winter schon dahin oder erbleichten vor schrecklichem Irrtum. Eine der wenigen Zeitschriften, die damals nicht ›umlernen‹ musste und ein kriegsgegnerisches, pazifistisches Forum bildete, war: DIE AKTION – Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst – herausgegeben von Franz Pfemfert. Dort artikulierten sich neben Pfemfert die Stimmen von Theodor Lessing, Ferdinand Hardekopf, Salomo Friedländer (Mynona), Ludwig Rubiner, Klabund u.v.a.m.

Also, nun die Termine: vielleicht notiert Ihr die Einladung von Noshin Sharokhi in die Oststadt-Bibliothek am 17. September um 20 Uhr und die von Klaus Dieter Brunotte in die Gottfried W. Leibniz-Bibliothek am 16. September um 17 Uhr ?

Genaueres zu Klaus Dieter Brunotte, der sein 30. Jubiläum als Autor feiert unter
http://www.nlb-hannover.de/kulturprogramm/Veranstaltungen/2008/brunotte/einladung.pdf

Noshin Sharokhi ist 1964 in Teheran geboren und lebt seit 1986 in Deutschland. Hier hat sie Germanistik und Religionswissenschaften studiert und arbeitet derzeit an ihrer Doktorarbeit mit dem Thema „Die Gestalt der Frau in der modernen persischen Prosaliteratur“. Ihr Roman Unerfüllte Träume einer Iranerin ist in persischer Sprache bereits auf große Resonanz gestoßen und liegt mittlerweile in 2. Auflage vor. Auch einen Band mit Erzählungen hat sie in persischer Sprache veröffentlicht. Mit ihren Kurzgeschichten nimmt sie Teil an einer vielfältigen literarischen Öffentlichkeit, die sich in Kulturzeitschriften des Exils, aber auch im Iran selbst und im Internet abspielt. Darüber hinaus verfasst sie Rezensionen und Satiren.

Natürlich hatte die Irland-Krise der EU Bronislaw Geremek in seinem letzten Essay zu einer brillanten Kritik der Fehler unserer EU Technokraten angeregt (http://www.ha-bib.de/debatte/text_geremek.htm). Die Bedrohung Osteuropas aber hat die Förderation in Brüssel und die französische Diplomatie zu einer gekonnt deutlichen, also gemeinsamen Zwischen-Position zwischen der Gasprom-Linie und der der Amerikaner geführt. Das kann man alles woanders gut verfolgen (www.zeit.de). Nichtsdestotrotz sind Bestrebungen des Vereins für Völkerverständigung in der noch relativ unbekannten, von Geremek aber mitinitiierten globalen Parlamentarier-Initiative wieder erkennbar, wenn man denn von dieser Initiative überhaupt gehört hat: „one (wo)man -- one vote“ im globalen Maßstab, das hat bisher noch kaum jemand in die Real-Politik eingebracht!

Wie wär’s also, wenn wir folgenden Appell unterstützen (www.kdun.org) und an unsere Diskussionen mit Sibylle Tönnies anknüpfen ?

 

Beste Grüsse,
Walter Koch